Inhalt:
Steuerreform
von Dr. Barbara Hendriks
Kein Staat ohne Steuern - aber Steuern ohne Staat?
von Peter Bareis
Steuer-Mann auf dem falschen Kurs?
Sinnig oder irrsinnig: Rot-grüne Steuerpolitik auf dem Prüfstand
von Franz Longin
Der Geist unseres Grundgesetzes
Flexibles Recht für alle - ein Plädoyer für unsere Verfassung
von Ernst Benda
Out of Böblingen
Die Weltwirtschaft wird mobil - kommt der Mensch da noch mit?
von Menno Harms
Teamwork Global
E-Commerce für Groß und Klein - Jeder kann das Interent nutzen
von Peter Stihl
Die Welt ist ein Dorf
Neue Märkte für Groß und Klein durch "Globale Lokalisierung"
von Siegmar Mosdorf
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Count-down ins neue Jahrtausend war in vollem Gange, während die Evangelische Akademie Bad Boll im vergangenen Jahr weiterhin ihre "Verabredungen ins nächste Jahrtausend" traf. Die
Veranstaltungen der Bad Boller Perspektiven thematisieren wichtige Fragen wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Art, die uns in Zukunft und teilweise schon heute beschäftigen.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2000 - eine magische Zahl, die symbolträchtig eine neue Ära bahnbrechender Veränderungen einläutet. In diesem Heft sind Beiträge von vier Perspektiven-Tagungen
veröffentlicht, die 1999 in der Evangelischen Akademie stattgefunden haben: "Steuerreform - Verabredungen ins nächste Jahrtausend" (8. Mai 1999); "50 Jahre Grundgesetz - ein Grund zum Feiern?!"
(22. Mai 1999); "Mensch und Unternehmen im Spannungsfeld der globalen Veränderungen" (für den 10. Juli 1999 anberaumt, aber leider ausgefallen); und "Internetionalisierung - Neue Chancen für den
Mittelstand" (23. September 1999).
Die Veranstaltung "Steuerreform" hatte zum Ziel, Licht ins dunkle Dickicht der Steuervorschriften und Sozialregelungen in der Bundesrepublik zu bringen. Barbara Hendricks, Staatssekretärin im
Bundesministerium für Finanzen, legte als Hauptreferentin die Vorhaben der rot-grünen Regierung zur Sanierung unseres Steuersystems dar. Sie plädierte für mehr Gerechtigkeit bei zugleich
steigendem Wirtschaftswachstum und verträglichem Umgang mit unserer Umwelt. Für ihre Thesen wurde sie von ihren Gegensprechern Peter Bareis und Franz Longin, die beide als Experten geladen waren,
stark kritisiert. Bareis bemängelte an der Steuerreform unter anderem, dass sie die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen blockiere. Und Longin befürchtete eine zusätzliche Verkomplizierung des
ohnehin undurchsichtigen deutschen Abgabenwesens.
Das Steuerwesen will Rot-Grün verändern. Sollten wir daneben nicht auch unsere Verfassung den modernen Zeiten anpassen? Im Rahmen der Bad Boller Perspektiven stellten wir uns die Frage: "50 Jahre
Grundgesetz - ein Grund zum Feiern?!" Eine Antwort darauf gab der Hauptredner der gleichnamigen Veranstaltung, Ernst Benda. Im Rückblick auf die jüngere Geschichte Deutschlands - angefangen bei
der gescheiterten Weimarer Republik über die bitteren Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus bis hin zum Neubeginn nach der Wende -, schien es angebracht zu untersuchen, ob das Grundgesetz sich
als Antwort auf die Weimarer Republik und auf Hitlers Greueltaten bewährt hat und ob es auch heute und in Zukunft den veränderten Bedingungen unseres wiedervereinigten Deutschland angepasst ist.
Ja, auf jeden Fall, meinte Benda. Er unterzog das Grundgesetz einer näheren Betrachtung, beleuchtete die Hintergründe seines Entstehens und erläuterte einige Gedanken zum Geist unserer
Verfassung. Sein Referat war im Großen und Ganzen ein Plädoyer fürs Grundgesetz, weil es den Konsens reflektiere über Ethik, Moral und Recht, der innerhalb der Bevölkerung weitgehend
bestehe.
Während unser Grundgesetz, wie es scheint, den veränderten Gegebenheiten der Neuzeit noch durchaus gewachsen ist, steht der Mensch mitunter ziemlich verloren und überfordert inmitten dieser
vernetzten und globalisierten Welt. Grund genug für die Akademie in Bad Boll, sich dem Thema "Mensch und Unternehmen im Spannungsfeld der globalen Veränderungen" zu widmen. Obwohl die Tagung
leider ausfallen musste, steht uns der vorbereitete Beitrag von Menno Harms, dem Vorsitzenden der Hewlett-Packard GmbH in Böblingen, zur Verfügung und ist in dieser Broschüre nachzulesen. Harms
hält die Globalisierung der Wirtschaft für ebenso unumgänglich wie notwendig, da sie Wege verkürzt, Möglichkeiten eröffnet und ein entscheidender Wachstumsfaktor ist. Arbeit und Handel könnten
heute nicht mehr strikt an Standorte gebunden sein. Arbeitskräfte müssten flexibel und mobil sein. Trotzdem dürfe, wie der Referent betonte, das Individuum mit seinen Wurzeln und Bindungen bei
aller Globalisierung nicht zu kurz kommen. Es muss eben auch in der Weltwirtschaft "menscheln", weil eben der Mensch ein entscheidender Motor allen wirtschaftlichen Schaffens ist.
Globalisierung ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Wirtschaftsfaktor. Doch sie wäre nicht denkbar ohne die Möglichkeiten den Internets. Heute schon integraler Bestandteil der ökonomischen
Aktivitäten von Großkonzernen, nutzen kleine und mittelständische Unternehmen das Netz der Netze noch viel zu selten. Doch gerade auch für sie bietet das World Wide Web ungeahnte Potentiale. Die
Bad Boller Perspektiven haben das Thema aufgegriffen: "Internetionalisierung - Neue Chancen für den Mittelstand" lautete der Titel der Herbst-Veranstaltung 1999. Zu Wort kamen der Präsident des
Deutschen Industrie- und Handelstags in Bonn, Peter Stihl, sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technik in Berlin, Siegmar Mosdorf. Beide Referenten
waren sich einig: E-Commerce und E-Business sind rasant auf dem Vormarsch. Stihl riet den Kleinen und Mittelständlern: Keine Angst vor neuen Herausforderungen! Sofern es den Kleinen gelänge, beim
Datentransfer der Großen mitzumischen, biete ihnen das Internet immense Chancen, etwa als Zulieferer und Logistikpartner ihren festen Platz im Big Business zu behaupten und somit international
wettbewerbsfähig zu sein. Gerade den Kleineren attestierte Stihl den Mut zum Wandel und ein großes Maß an Flexibilität. Auch Mosdorf war der Meinung, dass E-Commerce nicht nur etwas für die
Großkonzerne sei. Laut Mosdorf gibt es viele Möglichkeiten auch für die kleinen und mittelständischen Betriebe, sich via Internet ins internationale Wirtschaftsgeschehen einzubringen. Dieser
Punkt sei auch ein wichtiger Bestandteil der rot-grünen Politik. Denn schon heute gilt: Gewinner sind die User - die anderen sind Loser.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr Willi Wentsch
Ernst Benda, Menno Harms, Barbara Hendriks u. a.
Bad Boller Perspektiven - Band 3
Das neue Jahrtausend wirft viele Fragen auf: Ein neues Steuersystem? - Internationalisierung? - Grundgesetzänderungen ...?
2000, 104 Seiten, 10 Euro