Altern in Deutschland zwischen Biedermeier, Weltwirtschaftskrise und Drittem Reich: Dazwischen liegt eine Zeit, in der das Ansehen der alten Menschen radikalen Wandlungen unterworfen war. Das
Biedermeier hatte die ältere Generation weitab von der Wirklichkeit in eine Idylle gehoben und damit unantastbar gemacht. Die Jugend des frühen 20. Jahrhunderts dagegen begann lautstark und
selbstbewusst auf ihre Rechte zu pochen, legte Wert auf eine vitale Körperlichkeit und begab sich nach dem Ersten Weltkrieg angesichts düsterer Zukunftsaussichten mit dem Kampfruf „Macht Platz,
ihr Alten!“ auf die Suche nach neuen Vorbildern, Autoritäten und Ordnungsmustern.
Die Autorin folgt den unterschiedlichen Verläufen und Hintergründen dieser Alterskonjunkturen, deckt die Diskrepanz zwischen Ideologie und Wirklichkeit, Norm und Realität auf und beschreibt den
Lebensabend verschiedener Gruppen: der Bauern und Handwerker, Unternehmer und Arbeiter und auch der Witwer und Witwen.
Diese engagierte Kultur- und Sozialgeschichte des Alterns eröffnet zahlreiche neue Perspektiven.
Inhalt:
Domenica Tölle
Altern in Deutschland 1815-1933
Eine Kulturgeschichte
Marburger Forum zur Gerontologie, Band 2
370 Seiten, 46 Abbildungen, 1996, 15 Euro